Lesen: Stephen Covey – Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg (2024)

Stephen Coveys Buch »Die 7 Wege zur Effektivität – Prinzipien für den persönlichen und beruflichen Erfolg« von 1989, im Original »7 Habbits of Highly Effective People« ist ein Klassiker der Sachbuchliteratur, und bietet die Basis für die Arbeit am eigenen Selbst überhaupt. Auch heute, dreiundzwanzig Jahre nach dem Erscheinen, haben »Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg« nichts an Relevanz verloren, eher durch die Beschleunigung und Verdichtung sowohl der Arbeitswelt als auch des privaten und gesellschaftlichen Lebens noch an Bedeutung gewonnen.

Warum noch eine Buchbesprechung, wo es doch schon so viele im Netz zu finden gibt? Weil mich das Buch berührt, und weil es mir beim Verstehen und Anwenden hilft, darüber zu schreiben. Weil ich noch lange daran zu arbeiten habe.

Prinzipienorientiertes Leben

Covey stellt die Prinzipien, von denen er bescheiden schreibt, er hätte sie ja lediglich gefunden und aufgeschrieben, also universelle Grundlagen für wertvolles Leben dar. Er nennt sie Bestandteil einer Charakterethik, die in früheren Jahrhunderten von Philosophen noch gelehrt wurde.

Laut Covey wurde sie aber seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zunehmend von der Persönlichkeitsethik, die mehr auf oberflächliche Auswirkungen und symptomatische Verbesserung setzt, verdrängt wurde. Viele dieser Techniken hätten im Fokus, wie man schnell beliebt würde oder Karriere machen könnte. Dabei fehlte jedoch die Basis für wirklich nachhaltigen Erfolg und inneren Frieden. Viele nach aussen erfolgreiche Menschen beklagten deshalb eine innere Leere.

Die Wege – Prinzipien

Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg (Dein Erfolg)

24,90€ (as of 22. Mai 2024 15:51 GMT +02:00 - More infoProduct prices and availability are accurate as of the date/time indicated and are subject to change. Any price and availability information displayed on [relevant Amazon Site(s), as applicable] at the time of purchase will apply to the purchase of this product.)

In der deutschen Ausgabe ist das englische Wort »habit« mit »Weg« übersetzt. Schon das Vorwort weist darauf hin, dass dies zwar keine wörtliche Übersetzung ist, das Konzept »habit« jedoch über die wörtliche Entsprechung »Gewohnheit« hinaus ginge. Das stimmt, auch der Begriff »Verhalten« spielt mit hinein. Es wurde so der Begriff »Weg« gewählt, um alles einzuschließen, das zur Effektivität führt.

Die Sieben Wege beginnen mit drei Wegen zum persönlichen Erfolg, dem drei Wege zum öffentlichen Erfolg folgen. Der siebte Weg umfasst alle anderen.

  1. Proaktiv sein.
  2. Schon am Anfang das Ende im Sinn haben.
  3. Das Wichtigste zuerst.
  4. Gewinn-Gewinn denken.
  5. Erst verstehen, dann verstanden werden.
  6. Synergien schaffen.
  7. Die Säge schärfen.

»Die 7 Wege zur Effektivität« reicht ein Füllhorn an Beispielen und Gedankenanstößen, um jede der Gewohnheiten ganz verständlich zu machen.

1. Proaktiv sein.

Proaktivität ist das Konzept, die eigene Realität und Wahrnehmung als veränderbar zu begreifen, und zwischen dem eigenen Interessensbereich und dem Einflussbereich zu unterscheiden. Der Interessensbereich ist alles, was von Belang für einen selbst ist, ohne etwas darüber auszusagen, ob man dort auch etwas bewirken kann. Einflussbereich ist alles, was man selbst beeinflussen kann. Je mehr Energie auf den eigenen Einflussbereich statt auf den Interessensbereich gerichtet wird, desto größer wird auch der Einfluss und die eigene Zufriedenheit.

Im Beruf zum Beispiel nimmt esEnergie weg, als Angestellter viel über die Unternehmensführung zu hadern. Wesentlich besser für die eigene Zufriedenheit ist es, im eigenen Einflussbereich aktiv zu werden, sei es, indem man sich voll und ganz in die eigene Rolle einbringt, oder eben entscheidet, sich beruflich zu verändern.

2. Schon am Anfang das Ende im Sinn haben.

Es ist schwer möglich, auf lange Sicht mit den eigenen Handlungen zufrieden zu sein, wenn unklar ist, worauf diese ausgerichtet sind. Es gilt also, sich zu gewahr zu machen, was das eigene Rahmenwerk und Ziel sind. Was ist mir wirklich wichtig, langfristig gesehen?

So wie ein Haus ja eigentlich zweimal gebaut wird – einmal als Plan und ein zweites Mal in Stein –, sollte auch bei unseren Handlungen das Rahmenwerk definiert sein. Dasheißtnicht, dass alle Feinheiten des Ergebnisses bereits festgelegt sein müssen. Auch bei dem Plan eines Hauses entsteht vieles an Details erst in der Umsetzung. Doch ohne eine klare Vision und deren Niederschrift kann kein Haus entstehen.

Covey empfiehlt, sich selbst ein Leitbild zu geben, das an den korrekten Prinzipien ausgerichtet ist. Dieses persönliche Leitbild enthält abstrakte Ziele, also statt »Ich werde Position X bei Firma Z bekleiden« eher »Ich werde eine Position mit Inhalt X in einer Firma der Größe oder Branche Y inne haben.«Außerdemgehört zum persönlichen Leitbild die Aussage darüber, welche Werte einem selbst wichtig sind.

3. Das Wichtigste zuerst tun.

Die dritte Gewohnheit ist die der Selbstorganisation. Wenn man erst einmalweiß wo man hin möchte und wie der eigene Handlungsrahmen aussieht, dann ist es an der Zeit, dafür zu sorgen, dass man auch dazu kommt. Deswegen ist es von Bedeutung, die Begriffe »wichtig« und »dringend« zu unterscheiden. Wichtig ist das, was uns näher an unser Ziel bringt. Dringend ist das, was von uns selbst oder von anderen gefordert in Kürze fertig gestellt werden soll.

Diese zwei Dimensionen lassen sich in eine Vierfelder-Matrix bringen, die als das Eisenhower-Prinzip – nach dem US-Präsidenten – bekannt wurde:

dringend nicht dringend
wichtig Quadrant 1 wichtig und dringend Quadrant 2 wichtig und nicht dringend
nicht wichtig Quadrant 3 dringend und nicht wichtig Quadrant 4 weder dringend und noch wichtig

Quadrant 2 sollte das Zentrum der Aufmerksamkeit sein. Je mehr man sich mit Quadrant–2-Aufgaben beschäftigt, desto weniger Quadrant–1-Aktionen wird man durchführen müssen. Quadrant–1-Aktionen entstehen oft, weil Aktivitäten aus Quadrant 2 unbeachtet blieben. Quadrant 3 beinhaltet alles, was andere von Ihnen wollen, aber nicht unbedingt ihrem größeren Ziel zuführt. Quadrant 4 enthält Ablenkungen und Zerstreuung.

Jede Selbstorganisation sollte also darauf ausgerichtet sein, möglichst viel Fokus auf Quadrant 2 zu legen: wichtig und nicht dringend. Dort tätigen Sie Ihre Investitionen in die Zukunft. In Quadrant 1 werden Brände bekämpft, in Quadrant 2 werden Brände verhindert.

Der Großteil der Getting-Things-Done Methode ist darauf ausgerichtet, bei Umsetzung der dritten Gewohnheit zu helfen.

4. Gewinn-Gewinn denken.

Vor dem vierten Weg führt Covey das Konzept von Beziehungskonten ein, auf denen Einzahlungen und Abbuchungen vorgenommen werden, je nachdem wie eine Aktion in einer Beziehung zu einer Person aus deren Sicht wahrgenommen wird. Die Gewohnheiten drei bis sechs sind die der Interdependenz, also die zwischenmenschlichen Wechselwirkungen.

Nur das Gewinn-Gewinn-Denken, also die Überzeugung, dass es Lösungen gibt, die beiden Seiten einen Vorteil gewähren, führt langfristig zu prosperierenden Beziehungen. Gewinn-Gewinn ist kein Kompromiss. Wenn ein Kompromiss auf der Linie zwischen zwei Positionen liegt, dann liegt Gewinn-Gewinn auf der Senkrechten über dieser Linie. Es ist die Überzeugung von der Existenz eines dritten Weges.

In der Handlung vieler gibt es nur Nullsummentransaktionen, also entweder Gewinn-Verlust oder Verlust-Gewinn, und manche nehmen auch Verlust-Verlust in Kauf. Gewinn-Gewinn-Denken glaubt an die Fülle der Möglichkeiten, daran, dass für alle genug da ist.

In diesem Kontext sind auch die Lehren über das Harvard Negotiation Prinzip zu sehen, die für eine gute Einigung dazu raten, nach Optionen zu suchen, die den Kuchen vergrößern, statt nur um die Verteilung des existierenden zu streiten.

Eine valide Erweiterung des Gewinn-Gewinn-Denkens ist »Gewinn-Gewinn oder kein Geschäft.« Im Fall, dass sich keine zufriedenstellende Gewinn-Gewinn-Lösung finden lässt, können beide Seiten übereinkommen, eben die konkrete Sache nicht gemeinsamabzuschließen Damit wird keiner der beiden übervorteilt und es bleibt die Möglichkeit, in Zukunft wieder unbeschädigt zusammen zukommen.

5. Erst verstehen, dann verstanden werden.

Dies ist das Prinzip des einfühlenden Zuhörens und der personenbezogenen Darstellung. Bevor ich meinen Punkt machen kann, muss ich zunächst verstehen wollen, wie die Realität meines Gegenüber aussieht. Wir haben auf die selben Fakten ganz unterschiedliche Sichtweisen, die von der eigenen Denkweise, der Persönlichkeit, den Erfahrungen, der Gefühlslage und den Erwartungen abhängen.

Covey geht detailliert darauf ein, wie man zuhören und nachfragen kann, ohne das Verstehen dadurch zu verunreinigen, dass man die eigene Autobiografie das Gespräch führen lässt.

Nachdem man wirklich den anderen verstanden hat, kann man schließlich antworten und dabei die Darstellung aus der Sicht des Gegenüber formulieren. Man taucht also ein in den Kontext des anderen, ohne die eigenen Ansichten ausser acht zu lassen.

Die Zeit, die das Zuhören zunächst mehr verbraucht, wird mehr als aufgewogen durch den Effekt, dass die daraus erwachsenden Antworten und Aktionen viel wirksamer sind und weniger späte Missverständnisse ausgeräumt werden müssen. Zweifellos ist dieser Weg sehr anstrengend in der Lernphase, weil er auch für das Gegenüber ungewohnt ist und vielleicht zu Beginn befremdlich. Covey rät dazu, dies explizit zu thematisieren und mit einem besonders vertrauten Menschen zu üben zu beginnen.

6. Synergien schaffen.

Synergie ist mehr als Gewinn-Gewinn. Synergie zielt darauf ab, dass zwei Menschen durch echte Zusammenarbeit mehr erreichen können als die Summe der einzelnen Aktivitäten ermöglicht. Es geht also nicht darum, eine feste Menge von Aufgaben aufzuteilen im Sinne von Arbeitsteilung, sondern zu ergründen, wie die Fähigkeiten und Möglichkeiten des einen die Fähigkeiten und Möglichkeiten des anderen potenzieren können und umgekehrt.

Covey bezeichnet Synergie die höchste Form der Beziehung zwischen zwei Menschen und das ultimative Ziel. Die Gewohnheit des Schaffens von Synergien bezeichnet er weniger als Methode, sondern als Denkweise und bewusste Entscheidung. Viele Menschen seien bereits mit dem vierten Weg, dem Gewinn-Gewinn-Denken überfordert und wären daher mental nicht bereit für das synergetische Denken.

Wahre Synergieheißtnicht 1+1=2, sondern 1+1=10, 100 oder 1000, so Stephen Covey. Möglich wird dies dadurch, dass statt Arbeitsleistung zu addieren, Möglichkeiten und Fähigkeiten multipliziert werden.

7. Die Säge schärfen.

Die siebte Gewohnheit umfasst alle anderen Gewohnheiten, indem sie deren Erneuerung zum Ziel hat. So wie jeder Sportler fortwährend trainiert, so bedarf auch die eigene Wirksamkeit des fortwährenden Trainings. Stephen Covey unterteilt die Erneuerung in vier Dimensionen:

  1. Physisch. Den Körper trainieren und die Gesundheit verbessern.
  2. Spirituell. Sich der eigenen Ziele und Motive klar werden, und diese schärfen.
  3. Mental. Fertigkeiten und Fähigkeiten pflegen, verbessern und neue erlernen.
  4. Sozial. In Beziehungen investieren und die sozialen Fähigkeiten verbessern.

Stephen Covey empfiehlt, sich jede Woche mindestens einmal mit jeder der vier Dimensionen zu beschäftigen, um immer wirksamer – effektiver – zu werden.

Effektivität statt Effizienz

Das wird ja oft verwechselt: Effizienz und Effektivität. Stephen Covey bietet im Buch selbst den Unterschied: Effizienz ist Management, Effektivität ist Führung. Er reicht auch ein Beispiel: ist eine Gruppe von Arbeitern dabei, mit Macheten eine Schneise in den Urwald zu schlagen, so ist Effizienz darauf ausgerichtet, möglichst gerade und möglichst schnell voranzukommen bei möglichst wenig Arbeitsaufwand. Effektivität fragt, ob die Gruppe überhaupt im richtigen Wald ist, und ob die Richtung stimmt.

Effizienz ohne Effektivität führt also irgendwohin, ohne zu wissen, wo und ob man da überhaupt hin möchte. Effektivität ohne Effizienz ist auf ein Ziel ausgerichtet, kommt jedoch nur langsam voran.

Ohrengenuss

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Mir liegt das Hörbuch von Audible in der überarbeiteten Neuauflage vor. Der Sprecher liest sehr gut betont und mit abwechslungsreicher Stimme. Sein Lesen wird ergänzt durch eine weibliche Sprecherin für Anwendungsvorschläge je Kapitel und Dialoge. Die Fassung, die Audible im Programm hat, wies einige Schnittfehler auf, die der Verlag jedoch auf meinen Hinweis hin behob und neue Dateien zur Verfügung stellte.

Mit über zwölf Stunden reiner Laufzeit ist das Werk ein großer Brocken und braucht einiges an Zeit. Dies gilt umso mehr, als dass man bei intensivem Hören immer wieder Pausen einlegen sollte, um das gehörte Verarbeiten und Durchdenken zu können. Die lange Laufzeit gibt einem auch Gelegenheit, die Themen zu durchdringen, anstatt in einem kurzen Durchlauf alle sieben Wege hingeklatscht zu bekommen und gleich wieder vergessen zu können.

Ich höre »Die 7 Wege zur Effektivität« mittlerweile zum dritten Mal, um immer mehr davon umsetzen zu können. Das Buch ist bestimmt keine leichte Lektüre, weniger des Lesens wegen, sondern wegen der Arbeit, die daraus resultiert, wenn man es wirklich umsetzen will. Es ist ein langer Weg, und ich stehe erst am Anfang, und doch habe ich das Gefühl, dass mich die Umsetzung der Konzepte der 7 Gewohnheiten zu einem vollständigeren Menschen machen kann.

»Die 7 Wege zur Effektivität« ist eines der am stärksten auf mich wirkenden Bücher und eine der wichtigsten Schriften für mich überhaupt. Eine ähnliche Wirkung hatte vorher nur »Topothesie« von Gunter Dueck. Stephen Covey hat mir mit seinem Buch geholfen, mein Leben zu verändern zu beginnen.

Stephen Covey verstarb am 16. Juli 2012 im Alter von 79 Jahren.

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Name: Van Hayes

Birthday: 1994-06-07

Address: 2004 Kling Rapid, New Destiny, MT 64658-2367

Phone: +512425013758

Job: National Farming Director

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